Störungen auf Kurzwelle

Störungen auf Kurzwelle, die den Empfang beeinträchtigen

Störungen auf Kurzwelle können völlig unterschiedliche Ursachen haben. Eins haben sie jedoch gemeinsam: Sie beeinträchtigen den Empfang. Davon betroffen sind nahezu alle Aussendungen aller Dienste - auch der digitalen.

Zu den häufigsten Störungen, mit denen man umgehen muss, zählen selektives Fading infolge Mehrwegausbreitung, atmosphärische Störungen (z.B. durch Gewitter), lokale EMV-Störungen oder auch andere Stationen, die auf der gleichen oder einer benachbarten Frequenz senden.

Selektives Fading auf Kurzwelle

Fading kennt auf Kurzwelle jeder. Besonders beim Empfang von AM-Sendern, wie sie vom Rundfunk verwendet werden, tritt es besonders auffällig in Erscheinung. Vereinfach kann man sagen, dass sich hier Signale addieren und stärker werden oder subtrahieren oder gar auslöschen und schwächer werden.

Nehmen wir einen AM-Sender, zum Beispiel einen großen Auslandsdienst. Und nehmen wir an, er sendet auf 11900 kHz. Bei 10 kHz Bandbreite reicht sein unteres Seitenband von 11895 bis 1900 kHz und sein oberes Seitenband von 11900 bis 11905 kHz.

Bei Fading gibt es infolge der Sprünge an der Ionosphäre und der Erde ständig leichte Laufzeitunterschiede. Das Geheimnis hier: Mehrwegausbreitung. Denn das Signal wird nicht als Ganzes an einer bestimmten Stelle reflektiert. Vielmehr wird. das Signal gestreut reflektiert. Die Laufzeitunterschiede sind meist nicht groß genug, um beim Empfang ein akustisches Echo zu erzeugen, aber sie erzeigen Phasenverschiebungen. Und eben diese führen dazu, dass das Signal durch Addition oder Subtraktion der einzelnen Teilsignale mal stärker/lauter und mal schwächer/leiser vom Empfänger wiedergegeben wird.

Dabei kann es auch innerhalb des demodulierten Sprachspektrums zu selektivem Fading kommen. Das heisst, dass z.B. im oberen Seitenband (11900 bis 11905 kHz) in einem Moment gerade die Frequenz 11903 kHz am stärksten betroffen ist und dieser Bereich akustisch angehoben oder fast ausgelöscht wird. Der Träger des AM-Senders an sich kann natürlich ebenfalls betroffen sein. Daher schwankt der Pegel des Senders fortwährend.

Bei SSB-Sendungen ist der Einfluß von Fading weniger stark ausgeprägt, aber vorhanden. Vor allem bei breitbandigen, digitalen Signalen tritt es dennoch unangenehm in Erscheinung und kann dazu führen, dass z.B. die Datenübertragung gestört ist.

Es gibt noch eine Reihe Sonderfälle, wie Flatterfading, Sprünge an Polarlichtern oder Mehrwegausbreitung infolge des Zusammentreffens von Boden- und Raumwelle.

Störungen durch andere Stationen

Dieser Bereich umfasst alles, was mit anderen Sendern oder Stationen zu tun hat.

Stationen auf Nachbarfrequenzen

Hier kann es eine Vielzahl Ursachen geben, die zu sogenannten Interferenzen führen. Auf den dichtbesiedelten Amateurfunk-Bändern der Kurzwelle kommt es oft zu Interferenzen durch benachbarte Stationen, deren Seitenband in das eigene reicht und beim Empfänger/Hörer zu Beeinträchtigungen führt. Oft sind diese Störungen nicht vermeidbar. Beispielsweise, wenn die sendende Station von seinem Frequenznachbarn im Vorfeld keine Notiz nahm, weil deren Empfang dort schlicht nicht möglich war. Auch in den Rundfunkbändern treten solche Interferenzen häufig auf. Diese Bänder haben ein 5 kHz Kanalraster. Die erlaubte Bandbreite liegt aber oft bei 10 kHz A3E mit einem oberen und unteren Seitenband von jeweils 5 kHz. Dann entsteht ein unangenehmes Pfeifen im Empfänger.

Gleichkanalstörungen

Hier befinden sich zwei Sender auf der selben Frequenz. Das kann insbesondere im Bereich des Amateurfunks bei hohen Reichweiten unbeabsichtigt am Empfangsort entstehen. Die sendenden Stationen wußten in dem Fall meist nichts voneinander.

Jamming

Bei Rundfunksendern kann es sich bei Gleichkanalstörungen auch um sogenanntes Jamming handeln - also das beabsichtigte Stören einer Aussendung aus politischen Gründen.

"Störer"

Im Amateurfunk können solche Beeinträchtigungen ebenfalls auftreten. Funkamateure nennen solche Stationen auch "Störer". Sie kommen oftmals aus den eigenen Reihen und treten vor allem auf VHF- und UHF-Relais in Erscheinung. Eine Bandwacht kann aus mehreren Gründen hier nicht weiterhelfen. Zum einen richtet sich eine Bandwacht niemals gegen Personen aus den eigenen Reihen, also andere Funkamateure. Dann fallen solche Störer in den Bereich des Zivilrechts. Und letztlich lässt sich der Vorgang durch eine Bandwacht aufgrund der lokalen Ausprägung solcher Störungen zumeist nicht nachvollziehen. In der Vergangen hat es sich als effektiv erwiesen, mit den Relaisverantwortlichen ins Gespräch zu gehen und das Relais für einige Zeit ausser Betrieb zu nehmen. Auch das völlige ignorieren solcher Störer hat schon oft geholfen, weil ihnen aufgrund des Entzugs von Aufmerksamkeit schlicht langweilig wurde. Ist ein Rufzeichen bekannt und bestätigt, kann man sich auf an die BNetzA wenden, die unter Umständen diese Station sanktioniert.

Intermodulationsprodukte

Diese entstehen auf Senderseite, wenn an einem Standort mehrere Systeme zeitgleich in Betrieb genommen wurde. Diese Störungen verursachen zusätzliche Aussendungen, die abseits der eigentlichen Sendefrequenzen liegen. Es handelt sich oftmals um vermeidbare Nichtlinearitäten auf Senderseite. Hier ein interessanter Beitrag als PDF von DC4KU mit tiefergehenden Erklärungen.

Wir, als verbandsunabhängige Bandwacht verfolgen solche Aussendungen und kooperieren mit der Bundesnetzagentur (BNetzA), um die Sender auf solche Effekte aufmerksam zu machen. Meldungen über Intermodulationsprodukte nehmen wird jederzeit gerne entgegen.

Intruder

Intruder - oder auf deutsch Bandeindringlinge - sind Stationen, die widerrechtlich Frequenzen für Sendeaktivitäten nutzen. Ein Beispiel sind die Überhorizontradare in den exklusiven Amateurfunkbändern auf Kurzwelle. Die Signale legen sich ohne Rücksicht auf den Amateurfunkverkehr ins Band und verursachen damit Störungen und Beeinträchtigen folgerichtig den Amateurfunkverkehr.

Wir, als verbansdunabhängige Bandwacht verfolgen solche Aussendungen und kooperieren mit der Bundesnetzagentur (BNetzA), damit diese Aussendungen eingestellt werden. Meldungen über Intruder nehmen wird jederzeit gerne entgegen.
 

Atmosphärische Störungen

Atmosphärische Störungen kennen wir auf den klassischen Kurzwellenbändern und der Mittelwelle vor allem von Gewittern. Ursache ist der Blitz, also eine enorme elektromagnetische Entladung. Sie bringt ein ganzes Spektrum elektromagnetischer Wellen mit sich, von denen viele Frequenzen auch im Bereich der Kurzwellen liegen. Dadurch macht sich diese Entladung auch mit einem deutlich hörbaren Knacken im Empfänger bemerkbar.

Ein anderer Effekt sind Polarlichter. An ihnen werden Radiowellen ebenfalls reflektiert. Infolgedessen klingen Sprachübertragungen verbrummt oder CW-Sendungen verschwaschen.

EMV-Störungen

Der Bereich der EMV-Störungen ist sehr umfangreich. Wir sprechen hier im Allgemeinen von sogenanntem man made noise. Also Störungen, die von Menschenhand erschaffen wurden.

Oft kommen diese Beeinträchtigungen des Empfangs durch Alterungsprozesse in Geräten oder unzureichende Abschirmungen. Ein Klassiker: defekte Schaltnetzteile. Aber auch solche, die nicht defekt sind, können Störungen verursachen. Plasma-TV sind hier bekannte Vertreter dieser Kategorie. Aber auch Spannungswandler von Balkon-Solaranlagen, ältere Energiesparlampen oder Hochspannungs-Weidezaunanlagen können Empfangsstörungen auf Kurzwelle verursachen.

Hinzu kommen elektronische Übertragungsverfahren, die auf die Kurzwelle wirken. Hierzu zählen zum Beispiel die Up- und Downlinks von DSL oder auch häusliche Übertragungen mittels Power-Line.

Eine Entstörung ist oft zeitaufwändig, da zunächst die Störquelle identifiziert werden muss. Und hat man sie endlich gefunden, muss man wissen, wie man die Quelle nun konkret entstört. Störungen kommen auch nicht immer aus dem eigenen Haushalt oder dem Shack, sondern aus der Nachbarschaft. Dann wird es oft kompliziert, weil die Nachbarn oft nicht verstehen (können), warum ein dem Anschein nach intaktes Gerät ausgerechnet Störungen verursacht.

Bei EMV-Störungen hilft nur Suchen und Probieren. Wenn nichts mehr Hilft, kann die Bundesnetzagentur auch eingeschaltet werden. Nähere Auskünfte erteilt die BNetzA auf Ihrer Website.

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