Foto: Ingmar Runge
Ein OTHR ist ein Überhorizontradar, welches auf Kurzwelle die Ionosphärsprünge nutzt, um eine große Reichweite zu erzielen. Je nach Anwendungsfall kann ein solches Radar Teil eines militärischen Frühwarnsystems sein, es gibt aber auch Meereswellenradare in Küstenregionen, um Messungen zum Wellengang der Ozeane vorzunehmen.
Auf Kurzwelle begegnen uns in den Amateurfunkbändern oft militärische Systeme, vorwiegend aus Russland, dem Iran, China oder auch der Insel Zypern.
Daneben gibt es noch Systeme, welche die tagesaktuelle Beschaffenheit der Ionosphäre untersuchen und nicht im eigentlichen Sinne zu den Überhorizontradaren gerechnet werden.
Das Muster im Wasserfall ist sehr charakteristisch, wie das nachstehende Bild veranschaulicht. Im Beispiel sieht man gleich drei OTHR, welche weite Bereiche des 40-Meterbands beeinträchtigen. Sie legen sich, wie ein breiter, pulsierender Vorhang oder Schleier mit in sich bewegenden Steifen auf einen großen Frequenzbereich.
Drei OTHR belegen weite Bereiche des 40-Meterbands
Zunächst muss man sich fragen, ob es sich im eigentlichen Sinne um Bandeindringlinge handelt. Denn bei den sogenannten Intrudern spricht man immer von amateurfunkfremden Stationen, die zum Zwecke der Informationsübertragung funken.
Bei den OTHR handelt es sich jedoch um technische Einrichtungen, die unsere Frequenzen mitnutzen. Strenggenommen handelt es sich nicht um Intruder. Trotzdem behandeln Bandwachten diese Aussendungen wie Bandeindringlinge, denn mindestens handelt es sich um gewollte Emissionen und nicht um fehlerhafte, wie etwa bei einem Intermodulationsprodukt.
Ein solches Radar verfolgt einen bestimmten Zweck. Es hat zumeist den Auftrag ein bestimmtes Zielgebiet abzudecken. Und es muss eine gewünschte Auflösung haben. Neben weiteren Parametern sind dies jedoch die Ausschlaggebenden für die Wahl des technischen Frequenzbereiches auf Kurzwelle.
Nun müssen sich die verantwortlichen Frequenzplaner überlegen, welche praktischen Frequenzen innerhalb des technischen Frequenzbereichs verwendet werden sollen. Ein solcher technischer Frequenzbereich kann beispielsweise 500 kHz groß sein und Teile eines Amateurfunkbands, eines Rundfunkbands und eines Seefunkbereiches überstreichen.
Als Sendeingenieur eines OTHR wird man wahrscheinlich einen gefüllten Rundfunkbereich meiden, da Interferenzen durch die leistungsstarken Rundfunksender zu befürchten sind. Beim Seefunkbereich hingegen würde man es sich mit so ziemlich allen Fernmeldebehörden der Welt verscherzen. Bleibt in diesem Beispiel also nur der Amateurfunkbereich übrig.
Schau noch mal in den Screenshot des Wasserfalls. Man erkennt deutlich, dass die FT-8-Frequenz ausgespart wurde. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Frequenzplaner sehr genau wissen, dass sie gerade bei den Funkamateuren "zu Gast" sind.
Die Herkunft eines solchen OTHR kann man an zwei Dingen festmachen: Der Funkortung durch Peilung sowie der charakteristischen Merkmale des Signals.
Zu den wichtigsten technischen Merkmalen gehören die Bandbreite sowie die Sweeprate SPS (Spikes per second).
Die IG Intruder-Watch verfügt über die Parameter aller wichtigen OTHR und kann deren Herkunft sicher bestimmen. Durch unseren direkten Kontakt zur BNetzA melden wir unsere Empfangsbeobachtungen weiter, damit die Aussendungen der Überhorizontradare in den exklusiven Amateurfunk-Kurzwellenbändern abnehmen.
Die IG Intruder-Watch steht in engem behördlichen Kontakt, um die durch OTHR verursachten Störungen in unseren exklusiven Amateurfunkbändern zu minimieren.
Melde uns daher bitte jeden Empfang eines solchen Überhorizontradars.